Plädoyer für Zivilcourage
02.10.24
Lustig ist etwas nur, wenn alle lachen – oder? Genau um diese Frage geht es in dem Jugendtheaterstück „Am Limit“, mit dem das Theater Q-Rage an der Gemeinschaftsschule Lauda gastierte. Ein Theaterstück, das sich mit der Frage auseinandersetzt, was Gewalt ist, wo sie beginnt und was die Haltung eines jeden Einzelnen dazu ist.
„Am Limit“ ist ein Kooperationsprojekt des Theaters Q-rage Ludwigsburg und S-TEAM Coaching Ludwigsburg. Das Theaterstück entstand aufgrund der Initiative eines Elternpaares, das seine Tochter aufgrund eines Gewaltverbrechens verloren hat, und daraufhin den Verein „Ein Stern für Lena * Gegen Gewalt“ gründete. An die Gemeinschaftsschule Lauda brachte das Theater Q-Rage der Rotary Club Tauberbischofsheim, der mit seiner großzügigen Spende die Aufführung und Nachbereitung erst ermöglichte.
Und darum geht es in „Am Limit“: Julia und Max gehen in die gleichen Klasse, sind beste Freunde. Als eine neue Mitschülerin in der Klasse gemobbt wird, kann Julia nicht mehr mitansehen, dass keiner was tut. Sie wird aktiv. Ihr Freund Max nimmt die Beobachterrolle ein und will sich nicht einmischen. Es kommt zur Eskalation und Max muss sich entscheiden, zu wem er steht.
Entscheidungen müssen während des Theaterstücks aber auch die Zuschauer treffen, denn „Am Limit“ ist ein interaktives Theaterstück. Das heißt, dass die Schauspieler ganz gezielt mit den Jugendlichen ins Gespräch gehen. Mit einem Gespräch und Anstößen zum Nachdenken geht die Aufführung auch los: Die Schauspieler fragen die Jugendlichen, wer eigentlich alles schon mal beleidigt wurde. Natürlich alle. Die nächste Frage schließt sich an: Wer möchte eigentlich nur in Frieden leben? Auch alle. Damit ist der Grundstein für die Handlung und die Reflektion des Gesehenen gelegt.
Im weiteren Verlauf der Geschichte wird die Bühnenhandlung dann immer wieder an zentralen Stellen unterbrochen, um gemeinsam mit den Jugendlichen über das Geschehen nachzudenken. Die gezeigten alltäglichen Grenzverletzungen und Gewalterfahrungen werden thematisiert und gemeinsam werden Alternativen zum gezeigten Verhalten entwickeln. Dabei müssen die Jugendlichen Position zum Gesehenen beziehen. Insbesondere die unterschiedlichen Rollen von Tätern, Opfern und Beobachtern werden im Theater und den Gesprächen in den Blick genommen und die Macht der Beobachter über den Fortgang der Ereignisse thematisiert.
Ein Theaterstück also, das Handlungsspielräume aufzeigen und zu Zivilcourage ermutigen will. Daher endet die Auseinandersetzung mit dem Thema „Gewalt an Schulen“ auch nicht mit dem Ende der Aufführung. Vielmehr wird das Gesehene in 90-minütigen Vertiefungskursen nachbereitet. Stefan Bettels geht zeitnah in die Klassen, um Fragen rund um Empathie und Zivilcourage zu diskutieren, mögliche Lösungswege zu erarbeiten und eine Haltung zu anzubahnen, die es ermöglicht in Frieden zusammenzuleben.